„The Land of Maybe“ nennt der Autor eines Bestsellers das kleine Inselreich, in dem wenig fest geplant werden kann und letztlich alles dem Wetter, den Gezeiten und den Kräften der Natur unterworfen ist.
Wasser und Wind sind allgegenwärtig, kalte Böen peitschen im regelmäßigen Abständen über das Meer und die schroffen Bergrücken. Unsere Campsite in Vestmanna liegt halbwegs geschützt in der kleinen Bucht, die Zeltstangen unserer Nachbarn brechen dennoch bei einer der Böen – Stresstest leider nicht bestanden.
Während man sich zu Hause beim Impraegnieren von Zelt und Schuhen vor dem Sommerurlaub noch etwas albern vorkam, wird hier bereits nach wenigen Minuten klar: ohne wasser- und winddichte Kleidung braucht man Zelt oder Auto definitiv nicht verlassen. Der Zeltplatz ist glücklicherweise mit einer gemütlichen Hütte mit Guesthouse Charakter ausgestattet, in dem die Camper kochen, essen und auf der Couch im Wohnzimmer abhängen oder Pläne schmieden können. Wir bekommen in den zweieinhalb Tagen hier einen guten Vorgeschmack auf den bevorstehenden Campingurlaub auf Island, unser Material scheint weitestgehend zu funktionieren und wir lernen, wie man ein Zelt bei Starkwind und Regen aufbaut…
Wenn sich auf unseren kleinen Touren die Sonne sich hin und wieder einen Weg durch Nebel, tiefhaengende Wolken und Nieselregen bricht, wird man für die Mühen belohnt: die Landschaft ist ein unglaublich farbintensives und abwechslungsreiches Spiel der Elemente. Und das Beste: nach zwei Stunden Wanderung sind nur nasse Handschuhe zu beklagen.
Apropos Wanderungen. Viel Zeit haben wir nicht auf den Färöer Inseln, aber Wandern ist ein Muss – auch wenn die Kinder angesichts von Wind und Regen murren. Blicke von schroffen Felsen, die senkrecht ins Meer abfallen, beeindruckende Wellen, bunte Häuser, die sich in die Landschaft schmiegen, nistende Puffins und ein See, der über dem Meer zu schweben scheint, sind Lohn für die Strapazen. Im heimelig warmen Aufenthaltsraum von Camping Vestmanna leuchten unsere Wangen, eingefärbt vom rauen Spiel der Elemente. Eingekuschelt im von Wärmflaschen erwärmten Schlafsack gleiten wir in süße Träume, die dann und wann vom Flattern des Zeltsstoffs unterbrochen werden.