Camping? Camping!

Auf Camping (mit Zelt) auf den Färöer Inseln und Island sollte man sich mit einem Campingurlaub in Schottland vorbereiten – so verkünden es mehrere Reiseblogs. Hätten wir das mal früher gewusst…

Auf unserer vierwöchigen Nordatlantikreise haben von 30 Nächten schließlich 26 in unseren Zelten verbracht. Lediglich auf der Fähre haben wir nicht gezeltet 🙂 Natürlich macht man beim Komfort ein paar Abstriche, dafür ist man im „1000 Sterne Hotel“ immer unmittelbar in der Natur, kann Reisepläne laufend an sich ändernden Plänen, Empfehlungen von Mitreisenden oder dem Wetter ausrichten (Campingplätze in Island sind großzügig dimensioniert und erfordern keine Buchungen) und zudem schont Camping im sehr hochpreisigen Island natürlich auch das Reisebudget.

Wettermäßig war alles dabei. Milde Nachttemperaturen auf unserem ersten Campingplatz in Hou / Dänemark. Stark böiger Wind und Regen auf Camping Vestmanna / Färöer Inseln. Nachttemperaturen nahe des Gefrierpunktes (2 Grad Celsius) auf dem Campingplatz in Möðrudalur (Hochland im Osten Islands). Längeranhaltenden Regen hatten wir in Heiðabær, tiefhängende Wolken und Nieselregen in Akureyri, heftige Regenschauer in Vik. Wind war ein ständiger Begleiter, Sonne gab es ebenfalls reichlich – vor allem im Westen und Osten Islands. Das Wetter unterstützte unsere Campingambition im Großen und Ganzen bestens. Allerdings waren die zusätzlichen Schlafsäcke und die Wärmflaschen – danke für diesen Tipp, Jonas, – den erforderlichen Extraplatz wert, wenn die nächtlichen Temperaturen kaum zweistellig werden, sich eher im unteren einstelligen Plusbereich bewegen. Die Wärmflaschen haben wir noch in so mancher Nacht gefüllt, wenn die Füße so gar nicht warm werden wollten im Schlafsack.

Der Auf- und Abbau der Zelte unter wechselnden Bedingungen musste mit dem gesamten Team eingeübt werden. Bereits auf den Färöer Inseln bekommen wir die Gelegenheit, uns ohne Publikum am Auf- und Abbau bei Wind und Regen zu probieren. Im Team eine lösbare Aufgabe. Test bestanden. Das Einrichten auf den Campingplätzen und die Vorbereitungen zur Weiterfahrt haben wir fortwährend optimiert. Jeder hatte seine Aufgaben, so dass wir zunehmend wohlsortierter und schneller bereit für die nächste Übernachtung bzw. die Weiterfahrt sind.

Statt des täglichen Wechsels des Campingplatzes bleiben wir häufig länger an einem Ort, den wir dann als Basecamp für unsere Aktivitäten und Ausflüge nutzen. Wir sehen andere Camper vormittags gehen und abends kommen. Campingplätze, die am Nachmittag verwaist scheinen, füllen sich am Abend. Einige Übernachtungsgäste treffen sogar nach Mitternacht ein – der späte Sonnenuntergang ermöglicht es, Aktivitäten bis in den Abend hinein auszudehnen. Jede Minute der Islandreise heißt es zu nutzen, wenn weniger als zwei Wochen für die Erkundung der Naturphänomene zur Verfügung stehen. Unsere drei Wochen Reisezeit sind dagegen luxuriös, dass wir die Zelte auch mal einen Tag länger stehen lassen konnten. Gerade auf den eigentlich nicht so komfortablen Campingplätzen in Strandarkirkja und Vik verbringen wir einige Tage, um von hier unsere Erkundungstouren im Südwesten und Süden zu starten. 

Nach der ersten Campingerfahrung im nordischen Sommer auf den Färöer Inseln wählen wir unsere Campingplätze in Island nach dem Vorhandensein von beheizten, ausreichend dimensionierten Gemeinschaftsräumen mit Kochgelegenheit aus. Im Osten, Norden und in den Westfjorden gelingt es uns, immer einen warmen Platz mit Tisch zu ergattern, um die Abende nicht mit Standheizung im Auto zu verbringen. Im Südwesten und Süden reichten leider die gebotenen Kapazitäten nicht für die Anzahl der Touristen. Vor den Toiletten bildeten sich teils beachtliche Schlangen. Selten gesehen: die Wartezeit vor den Männertoiletten war deutlich länger als vor den Örtlichkeiten für die Damen. Scheuen Frauen eher das Camping in Island? 

Camping im Nordatlantik zählt auf jeden Fall zu den ganz besonderen Erfahrungen, die niemand scheuen muss, der mit Respekt, dem passenden Material ausgestattet die nötige Sorgfalt gerade beim Aufbau der Zelte an den Tag legt. Dennoch sind beheizte Aufenthaltsräume Gold wert. Ein schönes Bild, die Jungs nach Tagen ohne andere Aufenthaltsmöglichkeiten als Auto und Zelt beim Fläzen auf einer bequemen Couch zu beobachten. Und natürlich ist Zelten immer auch geeignet, die Vorfreude auf die eigenen vier Wände, die zu jeder Reise dazugehört, zu steigern.  

Die Liste unserer Campingplätze: 

Strandcamping Hou / Dänemark (1 Nacht)

Camping Torshavn / Färöer Inseln (1 Nacht)

Camping Vestmanna / Färöer Inseln (2 Nächte)

Camping Möðrudalur (2 Nächte)

Camping Heiðabær (2 Nächte)

Camping Hamrar / Akureyri (1 Nacht)

Camping Korpudalur (3 Nächte)

Camping Olafsvik (3 Nächte)

Strandarkirkja Camping (3 Nächte)

Camping Vik (4 Nächte)

Þakgil (1 Nacht)

Camping Mjoanes (3 Nächte)

Schreibe eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.