Himmelslaternen in Leonidio

Ein unerwartetes aber dafür umso eindrücklicheres Erlebnis erwartet uns zum griechisch-orthodoxen Osterfest an der Ostküste des dritten Fingers des Peloponnes.

In Leonidio werden traditionell in der Osternacht auf den Vorplätzen der Kirchen des Dorfes unzählige Himmelslaternen gezündet und unter Begleitung von Feuerwerk und mächtigen Kanonenschlägen entschweben sie dann in den Nachthimmel. Uns wird erst auf dem Campingplatz, der 4km unterhalb des Ortes direkt am Meer liegt, klar, dass die allermeisten Besucher hier nur aufgrund dieses besonderen Oster-Spektakels angereist sind. Wir nutzen den Ostersamstag, um Ort sowie nähere Umgebung mit dem Fahrrad zu erkunden und Pläne für unsere Teilnahme an der Osternacht zu schmieden. In Leonidio sind bereits alle voller Vorfreude, die Alten sitzen vor den Geschäften und Cafes, die Jungen zünden erste Böller und sausen mit Mopeds und Motorrädern durch die engen Gassen, um auf keinen Fall etwas zu verpassen. Uns dämmert, dass die zunächst geplante abendliche Radtour mit den Kindern nicht die beste Idee ist (wir wollen ja weitere Einträge in der Rubrik „shit happens“ vermeiden) und organisieren eine gemeinsame Anreise mit einer weiteren deutschen Familie im Wohnmobil.

Der ganze Ort ist festlich mit kleinen Orangenlichtern geschmückt und vor der hell erleuchteten Kirche, auf dessen Vorplatz die Messe und orthodoxen Gesänge per Lautsprecher übertragen werden, warten alle darauf, dass das Osterlicht aus der Kirche getragen und von Kerze zu Kerze unter den Bewohner des Dorfes verteilt wird. Parallel dazu werden am Rand des Kirchenvorplatzes Kanonenschläge gezündet, von den die meisten vermutlich noch auf die Zulassung der zuständigen EU Behörde warten 🙂 Von den Dächern der Häuser werden Feuerwerke gezündet und die Gassen sind festlich mit Lichtern und Kerzen geschmückt.

Und dann startet das Zünden der Himmelslaternen. Die aus Pergamentpapier hergestellten, farbenfrohen und erstaunlich großen Laternen werden durch in Diesel getränkte Lappen angefeuert, die zunächst an einem mittig unter der Laterne befestigten Draht angehängt und dort entzündet werden. Die Startphase ist kritisch, mehrere Personen halten die leicht entzündliche Hülle aufrecht, während unter dem Ballon der getränkte Lappen entzündet wird. Bis sich der Ballon mit heißer Luft gefüllt und einen ausreichenden Auftrieb entwickelt hat, kann durchaus eine halbe Minute oder mehr vergehen. Während der aufgeheizte Ballon dann langsam angehoben wird, sollte man unter anderem auch ein Auge auf die in unmittelbarer Nähe parallel startenden Laternen, diverse Strom- und Telefonleitungen sowie Straßenlaternen und natürlich auch die aufgeregt umherspringenden Kinder haben… Hat man dann den richtigen Moment und einen freien Startslot erwischt an, entlässt man die Himmelslaterne dann in den mit hunderten weiteren Ballons festlich leuchtenden Nachthimmel entschweben. Ein magisches Schauspiel!

Natürlich bestehen die Kinder auf eigene Himmelslaternen und gemeinsam mit unseren Bekannten vom Campingplatz entsenden auch wir zwei Lichter in den Nachthimmel über Leonidio. Das Video gibt euch einen sinnlichen Eindruck vom Start. Untermalt von den lithurgischen Gesängen der Ostermesse, die unbeirrt vom Spektakel weiterlief. Zwischendrin kam etwas Hektik auf. Hinter uns starteten Laternen, brennende Flüssigkeit tropfte auf uns. So mussten wir zunächst in Deckung gehen. Wenig später konnten wir den Start dann vollenden. Aufregend!!

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