Umfahren sind wir den Gletscher im Süden bereits auf unseren 4×4-Touren ins Hochland bereits, nur eine Wanderung steht noch aus.
Nach vier Tagen auf dem zentral gelegenen, aber ziemlich vollen Campingplatz in Vik, wollen wir den Süden noch nicht ganz hinter uns lassen. Der Campingplatz in Þakgil wurde uns nun schon mehrfach empfohlen. Wir planen eine letzte Nacht in der Abgeschiedenheit des Hochlands, vielleicht spricht uns aber auch die Lavahöhle an, die als „Aufenthaltsraum“ dienen soll. 15 Kilometer oder 40 Minuten nach der Abfahrt von der Ringstraße erreichen wir unser Ziel. die Gäste der letzten Nacht sind bereits aufgebrochen, ein schönes Wolkenbildung mit blauen Lücken verspricht einen schönen Tag, wir bleiben und schlagen eine knappe Stunde nach dem Abbau bereits wieder unsere Zelte auf. Das ist rekordverdächtig!
Inzwischen sind wir so routiniert im Zeltaufbau und Wanderungsvorbereitung, dass wir bereits nach kurzer Zeit auf den Trail einbiegen. Nur eine steile Steigung gilt es nach Auskunft der netten Dame an der Rezeption zu nehmen und wir würden anschließend mit einem beeindruckenden Gletscherpanorama sowie einem Ausblick über den Südosten Islands belohnt. Auf gehts! Der Anstieg ist ziemlich steil, zwar markiert, aber bei Weitem nicht so ausgebaut wie wir es von der Alpenüberquerung vor drei Jahren gewohnt sind. Bereits die ersten 400 Meter des Trails sind schweißtreibend. Oben angekommen gibt es den ersten versprochenen Blick auf den Myrdalsjoküll. Die Kinder murren zwar etwas, ein Vulkanausbruch scheint ein motivierenderes Ziel zu sein, aber wir folgen dem Trail in sanftem Auf und Ab. Das Spiel aus Licht und Schatten auf den schroffen grünen Felshängen ist nahezu magisch. Wir schauen in die großen Schwemmebenen des Gletschers, die vor noch am Vortag bei tiefhängenden Wolken durchfahren sind.
Nach kurzer Zeit kündigt sich bereits der nächste steile Anstieg an. Ohne die Last der Proviantrücksäcke nehmen die Jungs diesen nahezu im Lauf und erwarten uns auf den weichen Moosflächen vor noch grandioserem Panorama. Inzwischen ist eine weitere Gletscherzunge rechts ins Bild gerückt. Wanderer, die uns entgegenkommen, kündigen uns eine unglaubliche Aussicht an, falls wir bereits sind dem Trail noch ein Stück zu folgen. Was allerdings auch klar wird: die insgesamt 17 Kilometer Rundweg zurück zum Campingplatz werden mit den Jungs und den drohenden Regenwolken am heutigen Tag nicht mehr bewältigt. Immerhin überzeugen wir die Beiden, dem Trail bis zum Aussichtspunkt zu folgen – und anschließend umzukehren.
Ob paar Meter weiter ein noch beeindruckenderes Panorama gewartet hätte, werden wir nicht erfahren, aber das, was vor unseren Augen entsteht, ist nicht in Fotos zu bannen. Der Gletscher, welches das Vulkansystem der Katla überdeckt, erhebt sich majestätisch vor uns, zu unserer Rechten die Gletscherzunge Kötlujoküll, welche im Abschmelzen begriffen, die Asche von unzähligen Vulkanausbrüchen der letzten Jahrhunderte, vielleicht auch Jahrtausenden, Kohleflözen entlang einer tiefen Schlucht angelagert hat. Wow! Nur die Weitsicht wird von den Regenwolken beeinträchtigt.
Zum Genießen bleibt wenig Zeit, die Jungs drängen auf den Rückweg und müssen erfahren, dass steile Anstiege im Abstieg nicht minder anstrengend sind. Aber zumindest ist die Laune angesichts des baldigen Endes der Wanderung bestens. Nach insgesamt acht Kilometern und über 300 Höhenmetern im Auf- und Abstieg erreichen wir trocken unsere Zelte. Der gemütliche Teil beginnt mit einem frühen One-Pot-Abendessen in der Lavahöhle, in der bald darauf unzählige Teelichter angezündet werden und ein kleiner Holzofen Hoffnung auf etwas Wärme in diesem kühlen isländischen Sommer macht.