„Große Städte“ stehen nicht ganz auf der Liste an Orten, denen wir einen Besuch abstatten wollen. Aber an Reykjavik führt kein Weg vorbei.
Unser Basiscamp für Reykjavik und die heißersehnte Wanderung zum Vulkan haben wir inzwischen auf dem freien Campingplatz in Strandarkirkja aufgeschlagen. Als wir von unserem Angelabenteuer auf Snæfellsness am späteren Abend ankommen, ist der Campingplatz bereits gut gefüllt. Vor den zwei Toiletten hat sich eine lange Schlange gebildet und auch die Spülbecken sind in Beschlag genommen. Wir bauen unsere Zelte auf und legen uns, müde von den Eindrücken des Tages, schlafen. Frisch erholt wollen wir am nächsten Tag nach Reykjavik aufbrechen und auf dem Weg dahin schon mal die Lage am Vulkanparkplatz „peilen“.
Geweckt von den Rufen der Küstenseeschwalben, die weite Teile des Areals um den Campingplatz zu ihrem Revier erklärt haben, starten wir mit einem umfangreichen Frühstück in den Tag. Der Weg nach Reykjavik führt uns über Grindavik und damit unmittelbar am Ausgangspunkt der Vulkanwanderung vorbei. Bereits um 11 Uhr scheint der Parkplatz aus allen Nähten zu platzen, viele Menschengruppen sind auf dem ersten Anstieg unterwegs. Wir nehmen uns vor, nicht so spät in unser Vulkanabenteuer zu starten.
Nahe Grindavik befindet sich das wohl bekannteste „Bad“ Islands – die „Blaue Lagune“. Wir werfen einen Blick in das himmelblaue Wasser und die Preisliste. Was zuvor schon klar war, wird nochmal bestätigt: dieses Highlight werden wir links liegen lassen und uns stattdessen zur Erholung von den Wanderstrapazen im örtlichen Sundlaug einfinden.
Bevor wir die Hauptstadt Islands, welche uns mit strahlendem Sonnenschein erwartet, besuchen, gibt es noch einen Spezialauftrag zu erledigen. Das Kabel unserer mobilen Kühlbox ist durchgeschmort und muss ersetzt werden. Sollte am besten in einem der zahlreichen Geschäfte in Reykjavik erhältlich sein. Im ersten Geschäft sind wir glücklos, bekommen statt des Kabels nur eine Empfehlung für einen weiteren Laden. Auch da Fehlanzeige. Wir geben die Suche zunächst auf und statten dem interessanten Freilichtmuseum Arbær einen Besuch ab, wandeln durch die alten Häuser mit ihren ganz eigenen Geschichten. Von hier aus wollen wir das Zentrum Reykjaviks besichtigen, der Weg dahin führt an der dritten Empfehlung für den Kabelkauf vorbei – auch dieser Stopp vergeblich.
Angekommen im Zentrum ergattern wir einen der begehrten, kostenlosen Parkplätze an der Hallgrimmskirkja. Die bekannteste Kirche Islands ist ungewöhnlich. Außen wie innen sehr modern. Die Architektur spiegelt die Landschaften des Landes wieder: Schroffe Berge, Basaltsäulen, Wasserfälle… Wir fahren pünktlich zum 3-Uhr-Glockenspiel auf den Kirchturm.
Der Weg von der Hallgrimmskirkja zum „Sun Voyager“ führt uns entlang niedlicher Holzhäuser, in welchen zahlreiche Geschäfte und Restaurants untergebracht sind. Das obligatorische Eis essen wir auf dem Weg. Zurück vom kleinen Stadtrundgang stärken wir uns mit einem Hotdog.
Als nächstes steht das Perlan auf einem innerstädtischen Hügel dem Programm, von hier werden aus 6 gigantischen Speicherzylindern in etwa 60% der isländischen Bevölkerung mit warmen Wasser versorgt. Erst später wurden die Speicher mit einer Glaskuppel gekrönt und sich somit vom reinen Funktionsbau zum Aussichtspunkt und Restaurant gewandelt hat und den Namen „die Perle“ zu Recht trägt – ein spannender und schillernder Ort!
Der anschließende vierte und letzte Versuch, ein neues 12V Kabel für unsere Kühlbox zu ergattern ist, ist dann von Erfolg gekrönt: in einem riesigen Camping Store vor den Toren der Stadt finden wir tatsächlich das gesuchte Kabel – als „Bastelset“. Zudem bekommen wir einen guten Eindruck der campingbegeisterten Isländer. Während in unseren Breiten nichts am Wohnmobil vorbei ging, dreht sich hier alles um Wohnwagen und Campinganhänger. Der Grund liegt auf der Hand, aufgrund der Straßen- und Wetterverhältnisse dürfte es kaum einen Haushalt ohne 4WD Truck geben, die Zugmaschine für den 8-12m Trailer ist also bereits vorhanden.
Die Jungs sind kaum von den Campinganhängern wegzubekommen, würden Charles am liebsten direkt einen der opulenten Trailer anhängen. Wir wollen allerdings dem Stadtstrand von Reykjavik, Nautholtsvik, noch einen Besuch abstatten. Baden in einer geschützten Bucht, die mithilfe von Geothermie „erträgliche“ Temperaturen haben soll – und ein beheiztes Becken mit Meerblick. Mutig stürzen wir uns ins kalte Wasser des Nordatlantiks. Da gerade keine Ebbe ist, verpufft der Heizeffekt und das kalte Wasser gewinnt die Oberhand. Kurz untertauchen, ein paar Schwimmzüge und ab ins warme Becken. Aufwärmen und erneut ins prickelnd kalte Wasser. Die Sonne strahlt, ein gebührender Abschluss unseres Stoppovers. Gemeinschaftlich entscheiden wir uns gegen einen weiteren Stadttag und wollen uns nach der Vulkaneruption lieber die Sehenswürdigkeiten in der Natur anschauen.