Am Nachmittag des 19.7. geht es bei schönstem Sommerwetter – 12 Grad und kein Regen – wieder auf die MS Norönna.
Wir beziehen unsere kleine Innenkabine und ziehen gleich weiter ins Skansagarður, in dem wir auch bereits auf der Überfahrt nach Torshavn das reichhaltige Buffet zu schätzen gelernt haben und schmieden beim Abendessen Pläne für den Start in Island.
Die beiden Windnächte in Vestmanna haben eine Spur von Müdigkeit hinterlassen, die wir mit einer frühen Bettruhe heilen wollen. Mit der Ausfahrt aus dem Sund zwischen Eysturoy und Kalsoy frischt jedoch der Wind wieder auf. Eine weitere unruhige Nacht auf See kündigt sich an. Diesmal rollt das Schiff nicht, sondern fährt mit uns Achterbahn. Erst am Morgen wird es ruhiger, aber an Ausschlafen ist nicht zu denken, da die Ankunft in Seydisfjördur bereits für 8:30 (9:30 färöische Schiffszeit) angekündigt ist. Die Kabinen müssen 1,5 Stunden vorher geräumt werden. Die Crew braucht ausreichend Zeit, um die Kabinen für die Passagiere, die nach kurzer Liegezeit der Fähre ihre Fahrt auf die Färöer Inseln oder nach Dänemark antreten werden, vorzubereiten.
Uns zieht es nach einem üppigen Frühstück ohnehin an Deck. Die isländische Ostküste liegt bei herrlichem Sonnenschein, wolkenlosem Himmel und eisigem Nordwestwind bereits zum Greifen nah. Felsige Gipfel mit Schneeresten heißen uns willkommen. Mit der Einfahrt in den Fjord lässt der Wind schlagartig nach, die Sonne wärmt erstaunlich gut, das Deck füllt sich zusehends, Fotoapparate und Handys werden gezückt, um den Moment der Ankunft festzuhalten. Eine kurze Zeit nur trennt uns vom festen Boden unter den Füßen und dem Aufbruch ins isländische Abenteuer.
Wenig später werden wir zusammen mit rund 1000 weiteren Passagieren und einigen hunderten, zumeist geländegängigen Fahrzeugen aller Größen aus dem Rumpf der Fähre in das beschauliche kleine Dörchen Seydisfjördur ausgespuckt worden.
Der Ort wird vermutlich an jedem anderen Tag der Woche einfach nur ein verschlafenes Nest am Fjord sein, aber einmal in der Woche, am Fährtag, platzt es aus allen Nähten. Es gibt nur eine Passstraße ins Landesinnere und es dauert eine Weile, bis wir einige Dörfer und Kreuzungen später ins Hochland und damit in die Weite und Einsamkeit einbiegen.
Die M/S Norröna läuft in den Hafen von Torshavn ein und wendet auf der Stelle.