Vom Feuer ins Eis 

Nur wenige Tage nach unserem Vulkanerlebnis starten wir auf einer geführten Tour ins Eis des größten Gletscher Europas, des Vatnajökull. 

Feuer und Eis liegen vermutlich nirgendwo so nah beieinander wie in Island. Zahlreiche der aktiven Vulkan werden von Gletschern überdeckt, so auch hier. Im Falle eines Ausbruchs sitzt das Eis des Gletschers wie ein riesiger Korken auf dem Krater, sofern sich ausreichend Druck aufbaut, wird dieser mit einer immensen Explosion in die Atmosphäre geschleudert. Bestens in Erinnerung sollte der Ausbruch des Eyjafjallajökull sein, der 2010 für einige Tage einen großen Teil des europäischen Flugverkehrs zum Erliegen bracht und Manchem eine unfreiwillige Urlaubsverlängerung auf einem der Flughäfen Europas bescherte. 

Unabhängig von der vulkanischen Aktivität verschwinden allerdings auch in Island die Gletscher zusehends. Das dramatische Abschmelzen des Vatnajökull erfahren wir bereits auf dem Weg zum Einstieg in die Wanderung. Hätten wir vor 150 Jahren auf Höhe des Meeres unsere Gletscher Tour beginnen können, fahren wir heute von der Küstenstraße zunächst 15 min mit dem Jeep zum Parkplatz und wandern von dort etwa einen weiteren Kilometer über einen holprigen Weg zum Fuß des Gletschers. Als die isländische Regierung vor einiger Zeit das Land erworben hatte, um die Anfahrt zum Gletscher zu ermöglichen, konnte man noch direkt vom Parkplatz auf den Gletscher treten. Mit der anhaltenden Schmelze, etwa 10 Zentimeter an einem Sommertag, könnte ein neuer Parkplatz für die zahlreichen nicht so lauffreudigen und -fähigen Touristen eine nahe Investition sein. 

Für uns steigert der Fußweg, ausgerüstet mit Gurt, Steigeisen und Helm, die Vorfreude. Vor uns breitet sich auf den ersten Metern allerdings zunächst eine schwarze Fläche aus – der Gletscher gibt beim Abschmelzen ungezählte Schichten an Vulkanasche frei. Erst einige hundert Meter weiter verändert sich die Farbe der Oberfläche erwartungskonform und wir laufen zwischen unzähligen Gletschermühlen, kleinen und grösseren Spalten bis zu einer kleinen Eishöhle. Hier dürfen alle Teilnehmer einmal eintauchen in das Innenleben des Gletschers, das uns mit Blautönen in allen Nuancen und jede Menge Schmelzwasser empfängt. 

Im Hintergrund unserer Wanderung schweift der Blick immer wieder an den Fuß der Gletscherzunge, wo die berühmte Eislagune liegt, in deren Wasser unzählige kleinere und grössere Eisberge langsam in Richtung Meer treiben. Nach zwei Stunden auf dem Eis geht es dann wieder langsam zurück Richtung Parkplatz.

Wir haben nur einen winzigen Teil des riesigen Vatnajökull erkunden können, der gesamte Gletscher bedeckt etwa 8% der Fläche Islands. Bei unserer Fahrt entlang der Süd- und Ostküste der Insel kommen die vielen weiteren Gletscherarme und – sofern die Wolken ein wenig zur Seite rücken – die riesige Eiskappe immer wieder imposant und in vielen Perspektiven zum Vorschein und machen uns jedes Mal aufs neue klar, wie klein wir gegen diesen Eisriesen sind.

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